Berliner Gefilde; Radfahren in Linz und Weiteres

07.08.2012

In Folge 176 der Wegstrecken standen Eindrücke aus Berlin im Mittelpunkt der Sendung. Besonders beeindruckend fand ich das vorwiegend im ehemaligen Ostteil der Stadt vorzufindende Straßenbahnnetz als Rückgrat des Öffentlichen Verkehrs.

Zuvor in der Sendung u.a. ein mit 30.07.2012 datiertes Schreiben von Sabina K. an den Linzer Radfahrbeauftragten Rainer Doppelmair:

Lieber Herr Doppelmair!

Nachdem ich mich vor einigen Wochen bezüglich einer Lösung der gefährlichen Situation in der Oberen Donaulände* an Sie gewandt habe (und übrigens noch immer auf Antwort warte/hoffe) folgt heute der zweite Teil meiner Linzer Fahrradepisode:
Die erste Situation begab sich am 8.7. in der Scharitzerstrasse.
Aufgrund einer Baustelle war dort der gegen die Einbahn verlaufende Radfahrstreifen teilweise verlegt und mit roter Farbe neu eingezeichnet  worden. An einer wegen der Baustelle verengten Stelle befuhr ich den Radfahrstreifen als mir ein entgegenkommender LKW langsam entgegenkam und mir in aller Ruhe den Weg versperrte. Als ich auf dem Radfahrstreifen anhielt und wartete vorbeigelassen zu werden fuhr der LKW Fahrer mir so lange entgegen bis ich nur mehr die Flucht auf den  Gehweg ergreifen konnte um nicht überrollt zu werden.

Die heutige Situation in der Oberen Donaulände*, nahe der Nibelungenbrücke, war nicht weniger gefährlich. Dort nahm mir heute der Fahrer des gelben „Linzer City Expresses“ den Vorrang. Von rechts kommend und meine Fahrbahn querend schnitt er mir den Weg ab. Ich wich auf die entgegenkommende Fahrbahn aus und erntete dafür noch schimpfende Worte. Die Tatsache, dass es sich bei einer solchen Situation nicht nur  um einen Rempler unter FußgängerInnen handelt, schien den Fahrer unbeeindruckt zu lassen, hatte ich doch scheinbar unberechtigterweise SEINE Fahrbahn benutzt.

Da ich selbst zwar weder LKW- noch Linzer-City-Express-Fahrerin, jedoch PKW Fahrerin bin, weiß ich sehr wohl wie man sich mit Radfahrerinnen und Radfahrern eine gemeinsam zu nutzende Straße teilen kann. Mir scheint, dass bei einem großen Teil der autofahrenden Bevölkerung in Linz noch nicht angekommen ist, dass RadfahrerInnen als gleichberechtigte (aber schutzlosere) VerkehrsteilnehmerInnen im Straßenverkehr anzutreffen sind  und die StVO gut kennen.

Nun hoffe ich, dass Sie in Ihrer Position vielleicht Ihren Teil dazu beitragen können den Menschen ein besseres Bild von RadfahrerInnen zu vermitteln und sie nicht als Verkehrsregeln brechende Wahnsinnige zu betrachten.

Herzlichen Dank,
Sabina K

Ich kopier jetzt doch noch den Vertrauensgrundsatz rein, der sagt  eigentlich alles:

§ 3. Vertrauensgrundsatz.

(1) Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme; dessen ungeachtet darf jeder
Straßenbenützer vertrauen, dass andere Personen die für die Benützung der Straße maßgeblichen Rechtsvorschriften befolgen, […]

*Obere Donaulände: gemeint ist der Kreuzungsbereich westlich unterhalb der Nibelungenbrücke, auf Höhe der ÖVP-Zentrale. Hier entstehen leicht unangenehme Situationen für von der Brücke kommende, am Radstreifen fahrende RadlerInnen durch von rechts aus Richtung Unterführung kommende Richtung Hauptplatz fahrende VerkehrsteilnehmerInnen, die den Vorrang der RadlerInnen missachten, siehe Brief Sabina. In diesem Bereich zusätzlich ungünstig: es ist nicht möglich, „legal“ in die Altstadt bzw. zum Rothen Krebs abzubiegen.

Nach diesem Exkurs zum Thema Radfahren in Linz erzählte ich vom bisweilen sehr unterschiedlichen Umgang mit Fahrgästen bei den ÖBB, anhand zweier konkreter Beispiele auf Mühlkreisbahn (mit einem sehr kundInnenfreundlichen Zugbegleiter) und Fernverkehrszugpersonal in einem Railjet, dem es eindeutig an Fingerspitzengefühl mangelte.

Meldungen über Schienenersatzverkehre bei den ÖBB.

Es folgte der Sendungsschwerpunkt „Fortbewegung ohne Auto in Berlin„, Berliner Straßenbahnnetz, Fahrten.

Darin eingebunden auch ein kleiner Exkurs zu Linz und S-Bahn:

Berlin: S-Bahn, Mängel, für einen Linzer jedoch, ähnlich wie in Wien, nahezu paradiesische Zustände.

Woran es in Linz mangelt: keine S-bahn-ähnlichen Verhältnisse. Wo die Wege mit der Straßenbahn (oder vergleichsweise dem O-Bus, wie in Salzburg) zu lang werden, sollte man fürs Erste zumindest dort, wo nützbare Eisenbahnstrecken vorhanden sind, auf eine S-Bahn oder ein S-Bahn-ähnliches Angebot umsteigen können.

In Linz-Ebelsberg mangelt es an Umsteigequalität zwischen Straßenbahn und Regionalzügen zum und vom Hauptbahnhof, d.h. zu wenig Züge und zu lange Wartezeiten machen das (theoretisch mögliche) Umsteigen auch für jene nicht attraktiv, die ihr Ziel in der Nähe des Hauptbahnhofs haben. Zwischen Ebelsberg und Hbf gibt es auf 8 Eisenbahnkilometern keine Haltestelle mehr, die geplante Haltestelle Turmstraße scheint von einer Realisierung weit entfernt.

Ein weiterer Ausbau der Straßenbahn nach Traun (und Nettingsdorf) ist ohne Anbindung an die Pyhrnbahn nutzlos.

Berlin: Beispiel für eine Ausflugsfahrt: Fahrt von Weißensee (Antoninstraße) nach Woltersdorf (M4 bis S-Bahn Greifswalder Straße, S-Bahn bis Ostkreuz, S-Bahn bis Rahnsdorf, Straßenbahn Linie 87 bis Woltersdorf Schleuse)

 

Link zu den Berliner Verkehrsbetrieben, zu Fahrplänen, Tarifen, den Fahrzeugen: www.bvg.de;

Links zu speziellen Fotoseiten: http://www.berlin-straba.de/;

http://www.bahnbilder.de/bild/deutschland~strassenbahn~berlin/576218/berlin-bvg-sl-2-kt4dt-7065.html

 

Neuigkeiten aus Salzburg: Die mit 1.7.2012 vorgenommene Tariferhöhung des Salzburger Verkehrsverbund hat einiges an Unmut ausgelöst, vor allem die SeniorInnen sind dabei sehr deutlich zum Handkuss gekommen. Ging man in OÖ noch moderat vor (etwa 45% statt bisher etwa 50% Ermäßigung), so müssen sich SeniorInnen in Salzburg nunmehr mit etwa 30% Ermäßigung bei Einzelfahrten und Tageskarten begnügen (die Beträge sind jeweils gerundet berechnet, daher „etwa“).

Jahres-, Monats- und Wochenkarten, die natürlich auch SeniorInnen nützen können, wurden im Salzburger Verkehrsverbund nicht dermaßen drastisch verteuert.

Der berechtigten Kritik an dieser Maßnahme, die letztlich sicher nicht „wohlhabende Personen“ trifft, weil die entweder mit dem Auto fahren oder diese Erhöhung locker wegstecken können, sei jedenfalls der Fairness halber entgegengehalten, dass es für die Stadt Salzburg weiterhin eine deutlich ermäßigte SeniorInnenmonatskarte gibt, die Menschen mit geringem Einkommen erwerben können. Die Einkommensgrenze für den Erwerb dieser ermäßigten Monatskarten liegt allerdings mit € 833,– deutlich unter der relativ großzügigen Grenze für Aktivpass-BenützerInnen in Linz.

(Quelle Regionale Schienen, Pro Bahn Österreich, vor allem eigene Recherche, Salzburg AG)

http://www.probahn.at/

http://www.salzburg-ag.at/verkehr/

Dazu ein kurzer Kommentar der Wegstrecken-Redaktion, u.a. mit Verweis auf deutsche Städte, so auch Berlin, die sehr günstige Angebote für SeniorInnen feilbieten.

Salzburg: Standschaffnerinnen für O-Bus-Fahrgäste am Hbf, um die BuslenkerInnen zu entlasten und den Verkehr zu beschleunigen.

Auch der geplante Linzer Westring kam wieder einmal (kurz) zur Sprache, schließlich würde mit dieser (unsinnigen) Straßenverkehrsachse die Linzer Atem-Luft noch stärker mit diversen Giftstoffen belastet als dies ohnedies schon der Fall ist.

Auf der Homepage http://www.westring.at/ findet sich neben aktuellen Informationen auch die Möglichkeit, sich an Einwändungen gegen dieses Projekt, das seitens der Betreiber neu eingereicht wurde, zu beteiligen. Je mehr Menschen dies tun, desto besser!

Was den Wahnsinn betrifft, sind wir in Linz ohnedies gesegnet:

Hauptplatz Linz: Verbreiterung Ausfahrt Ri. Nibelungenbrücke unter dem Motto „Alles den Autos“, auf vergleichbare Maßnahmen für RadfahrerInnen wartet man lange…

„Landstraße Süd“, aktueller Stand 07.08.2012: in der Bürgerstraße bzw. aus Richtung Studienbibliothek kommend, kein Hinweis darauf, dass radfahrende Menschen – im Gegensatz zu den meisten Kraftfahrzeugen – durchaus links abbiegen dürfen, nur provisorisch aufgestellte Linksabbiegeverbot-Verkehrszeichen ohne Zusatz.

Dass einen die zur Vermeidung unliebsamer Situationen im Baustellenbereich abgestellten Securitas-Leute davon abhalten, mit der Straßenbahn zu fahren, war eindeutig ein freudscher Versprecher. Die Securitas-Leute haben allerdings am Beginn dieser Bauarbeiten, als für die FußgängerInnen bei den Übergängen Landstraße im Bereich Bürgerstraße/Langgasse eher chaotische Verhältnisse geherrscht haben, mitunter FußgängerInnen daran gehindert, die Straße direkt zu überqueren bzw. RadfahrerInnen an der Weiterfahrt in Richtung Mozartkreuzung gehindert oder beides zumindest versucht – mit Trillerpfeiferl und teils übertrieben energischem Gehabe.

Senkung Tempo auf 30/80 wird mehrheitlich abgelehnt, siehe auch: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/art4,936986

OÖN-Artikel 31.07.2012, Ybbstalbahn, Verkauf Trasse an Radwegeverband http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/art68,936002

Ausblick auf nächste Wegstrecken-Sendung am 21.08.2012 – Mobilität in den Städten, Wiedergabe Vortrag Bettina Urbanek, gehalten am 11.06.2012 bei den „Linken Gesprächen“ in der Melicharstraße 8.


 

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Thema:Society policy Radiomacher_in:Erich Klinger
Sprache: German
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