Auf der Flucht (Zusammenschau 59:32)
Beitrag zum „Langen Tag der Flucht“ – Oral History und literarische Texte Betroffener zeugen von innerer wie äußerer Emigration, der Schwerpunkt liegt dabei auf dem unmittelbaren Erleben von Anlässen und Auswirkungen gewaltbedingter Vertreibung, vor allem auch aus Gründen allgemein üblicher struktureller Gewalt. Unser musik-text-assoziative Panoptikum lädt ein zu Mitgefühl und selbständigem Denken. Zur inhaltlichen Beschreibung hier zwei Auszüge aus den Blog-Artikeln zur 3-stündigen Gesamtsendung vom 12. September:
Diese Nachtfahrt ist ein Beitrag zum länderverbindenden GRUNDTVIG-Projekt “Memory Under Construction” und setzt sich nicht nur mit dem Thema “Flucht” auseinander, sondern auch mit vergessener Geschichte – den Geschichten Einzelner, jenen Geschichten, welche gekonnt unter den Teppich gekehrt werden. Natürlich in unserer ganz eigenen Art. Unterschwellig, atmosphärisch, zwischen den Zeilen…
Neben der allseitsverstandenen Vorstellung von Flucht, den Gründen und den Folgen, reizen uns vorallem auch jene Aspekte, die einem möglicherweise erst auf den zweiten Blick auffallen. Die Flucht aus der Heimatstadt, aus dem Alltag, aus Systemen, Hierarchien, die innere Emigration, Völkerwanderung, Seelenwanderung, innere Wanderung von Ich zu Ich, in andere Welten flüchten, durch lesen, schreiben, malen, musizieren, träumen, sich wegträumen… Wo ankommen? Überhaupt ankommen? Reisend bleiben? Nomadenleben, der Sonne entegegen, weg, fort, beyond, woanders ist besser als hier, vielleicht stimmt das, weiter gehen, weiter, immer weiter, on the road, losgelöst, frei, irgendwie schön, nichts zu haben ausser sich selbst und einen Rucksack voll Erinnerung, unterwegs, nach…
Erzählen wir selbst die Geschichte(n) von entwurzelten Angehörigen, von äußerem Druck und innerer Unruhe, von der heimlichen Brutalität des “normalen” Alltags, von Anpassung, Auflehnung und angemaßter Autorität. Vom Hunger nach Gerechtigkeit, vom Verzweifeln an den Verhältnissen, vom Bedrohtwerden der eigenen Existenz, vom Auswandern in die innere Emigration. Von dir und von mir und von uns. Und von der Hoffnung, die bis zuletzt nicht sterben will! Denn das macht uns zu Menschengeschwistern, dass wir miteinander teilen, was wir erleben, einander mitteilen…
“…bald sah er aus wie viele, die zur Wanderschaft gezwungen sind, weil sie kein Heim haben oder keines wollen. Weil sie keine Ruhe finden, oder weil sie sich ein Ziel gesetzt haben, das mehr ist und ferner als irgendein Ort auf dieser Erde, auf der sie nur unstete Wanderer sind – wie wir alle.”
(Joseph Roth – Tarabas. Ein Gast auf dieser Erde)
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