Auf den Spuren von Frank Zappa

20.07.2015

5. Sendung (Erstausstrahlung: 22. Juli 2015 bei ORANGE 94.0)

Auf den Spuren von Frank Zappa

Diese Ausgabe von „Music Across“ beschäftigt sich mit jenem großen Musiker des 20. Jahrhunderts, der sich oft mit den Worten vorgestellt hat: „My name is Frank Zappa and I am a Rock n‘ Roll musician“. Die Sendung ist aber keine umfassende Biografie von Frank Zappa und auch kein systematischer Überblick über das Gesamtwerk dieses faszinierenden Musikers, sondern sie beleuchtet anhand von einigen ausgesuchten Beispielen die musikalischen Einflüsse auf die Entwicklung von Frank Zappa, sowie auch die Rezeption seiner Person und seines Werkes in der Musikwelt. Zappa hat sich zwar selbst als Rock n‘ Roll Musiker bezeichnet, aber er war viel mehr als das. Er hat sich sämtlicher musikalischer und sprachlicher Zutaten bedient um seine Ideen zu verwirklichen ohne auf irgendwelche Trends Rücksicht zu nehmen. Der italienische Jazzpianist Stefano Bollani hat gesagt: „Frank Zappa hat nicht mit Symphonieorchestern gearbeitet, sondern er hat sie benutzt, er hat nicht mit Rockmusikern gearbeitet, sondern er hat sie für seine Zwecke eingesetzt. Er hat dabei sowohl auf Musik als auch auf Sprache zurückgegriffen, einschließlich vulgärer Provokation, wodurch er auch von manchen, die ihn nur oberflächlich gekannt haben, oft nur zum verhassten „Enfant Terrible“ abgestempelt wurde“. Frank Zappa hat in der Tat sehr, sehr viele Musiker unterschiedlichster Genres beeinflusst und inspiriert. Er wurde und wird auch von vielen als herausragender Musiker des 20. Jahrhunderts geschätzt, die vielleicht bei seinen dadaistischen Experimenten, provokanten Texten, verzerrten E-Gitarren und Synthesizerklängen die Nase rümpfen, aber dennoch das musikalische Genie dieses Mannes nicht leugnen können. Zu den frühen Einflüssen Zappas zählen Rhythm & Blues und Doo-Wop Bands der Fünfziger Jahre, aber auch Komponisten wie Edgard Varése, Igor Stravinsky, Belá Bartók oder Anton Webern. Seine erste Schallplatte, welche er als 7-jähriger geschenkt bekommen hat, war „All I Want For Christmas Is My Two Front Teeth“ von Spike Jones and His City Slickers. Sie soll auch seinen humoristischen Zugang zur Musik geprägt haben. Die Musik Frank Zappas polarisiert und provoziert vermutlich heute noch genauso wie damals. Trotzdem ist es ein Faktum, dass Frank Zappa unter Musikern aller Genres hohe Wertschätzung genießt, und seine Kompositionen auch von zahlreichen exzellenten Musikern aufgegriffen und interpretiert wurden. Als Beispiele sind in dieser Sendung der italienische Jazzpianist Stefano Bollani und das französische Bläserquartett Le Concert Impromptu zu hören. Live ist Frank Zappa schon seit über 2 Jahrzehnten nicht mehr zu hören, er ist 1993 mit nur knapp 53 Jahren an Prostatakrebs gestorben. Aber es gibt einige Projekte, die sich der weitgehend authentischen Aufführung seiner Musik widmen. Eines davon ist die Gruppe „The Grandmothers“, welche bereits 1980 von den ehemaligen Mothers of Invention Mitgliedern Don Preston, Bunk Gardner und Jimmy Carl Black gegründet wurde. Letzterer hat die letzten Jahre seines Lebens verheiratet mit einer Deutschen in der kleinen bayrischen Gemeinde Siegsdorf verbracht und ist dort 2008 verstorben. Die letzten Jahre seines Lebens wurden übrigens von den Regisseurinnen Sigrun Köhler und Wiltrud Baier im Dokumentarfilm „Where‘s the Beer and when do we get paid?“ eingefangen. Der 82-jährige Don Preston tourt in verschiedenen Besetzungen unter anderem auch mit Bunk Gardner noch immer, singt, spielt Orgel, Keyboard und iphone mit Witz und mit einer Frische wie ein 20-jähriger, zuletzt auch 2014 im ORF Radiokulturhaus und 2012 im Porgy & Bess, wo er auch 2015 im Oktober mit den Grandmothers wieder zu hören sein wird. Ein weiteres wichtiges Projekt zur Aufführung authentischer Zappa-Musik ist “Zappa Plays Zappa”, welches von seinem 1969 geborenen Sohn Dweezil Zappa 2006 ins Leben gerufen wurde. Die Band tourt in unterschiedlichen Besetzungen und war zuletzt auch 2009 in der Arena Wien zu hören. Auch 2015 gibt es wieder eine ausgedehnte Konzerttournee hauptsächlich in USA mit einigen Konzerten im Oktober in Europa, aber diesmal leider kein Auftritt in Wien. Das letzte Orchesterwerk Frank Zappas trägt den Titel „The Yellow Shark“ also der gelbe Hai und es wurde 1992 mit dem Ensemble Modern in der Alten Oper in Frankfurt unter der Leitung des Komponisten selbst uraufgeführt. Bei der Aufführung im Wiener Konzerthaus im September 1993 konnte Frank Zappa aufgrund seiner fortgeschrittenen Krebserkrankung nicht mehr dabei sein. Er verstarb im Dezember desselben Jahres.

 

Musikbeispiele:

Frank Zappa, Squeeze it, Squeeze it, Squeeze it (Frank Zappa), Universal Music Enterprises 2012

Stefano Bollani, Peaches en Regalia (Frank Zappa), Decca (Universal Music) 2014

The Mothers of Invention, Peaches en Regalia (Frank Zappa), Rykodisc 1969

Spike Jones & His City Slickers, All I Want For Christmas Is My Two Front Teeth (Don Gardner), rec. 1948, Entertain Me 2014

The Robins, Riot in Cell Block Number Nine (Jerry Leiber & Mike Stoller), Spark Records 1954

Juilliard Percussion Orchestra, Ionization (Edgard Varése), EMS Recordings 1950

Igor Stravinsky, Ragtime für 11 Instrumente (Igor Stravinsky), Scl (Sony Music) 2003

The Mothers of Invention, Igor’s Boogie, Phase One (Frank Zappa), Rykodisc 1970

The Mothers of Invention, Igor’s Boogie, Phase Two (Frank Zappa), Rykodisc 1970

The Mothers of Invention, Trouble Every Day (Frank Zappa), Frank Zappa Music, BMI 1965

The Grandmothers, More Trouble Every Day (Frank Zappa), NDC Records 2012

Le Concert Impromptu, Peaches en Regalia (Frank Zappa), Nocturne 2006

London Symphony Orchestra, Envelopes (Frank Zappa), Rykodisc 1983

Ensemble Modern, Dog Breath Variations (Frank Zappa), Barking Pumpkin Records 1993

Frank Zappa, Opus I – No. 1, 2. Satz – Allegro con Brio (Francesco Zappa), Barking Pumpkin Records 1984

Gestaltung, Am Mikrofon, Tontechnik & Produktion: Gernot Friedbacher

Sendereihe

Music Across

Zur Sendereihe Station

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Thema:Music Radiomacher_in:Gernot Friedbacher
Sprache: German
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