„Armut ist die Krankheit“
Welche Zusammenhänge haben neoliberale Politik mit dem Verbreiten des Coronavirus? Wo liegen Ursachen von globalen Krisen wie Pandemien, Fluchtbewegungen oder der Klimakrise. Politikwissenschafterin Nadja Meisterhans gibt im Gespräch mit Sigrid Ecker Antworten auf diese und andere Fragen.
Der Diskurs zur Corona-Pandemie ist derzeit sehr einseitig ausgerichtet. Erst zögerlich werden Stimmen laut, die die politischen Maßnahmen als womöglich demokratiepolitisch und verfassungsrechtlich bedenklich einstufen.
Die Politikwissenschaftlerin Nadja Meisterhans spricht ihren Unmut über diesen Diskurs, wie er im Moment geführt wird, laut aus. Sie benennt auch Ursachen und Symptome der Krise: „Es rächen sich nun die weltweiten neoliberalen Sparprogramme, durch die gut funktionierende Gesundheitssysteme in eine prekäre Lage gebracht wurden, so dass bei globalen Krisen nicht angemessen reagiert werden kann.“ So auch in Österreich: zu wenige Tests, medizinische Ausrüstung, Pflegenotstand und Ärtzt*innenmangel. Sie sagt auch, dass Armut die Krankheit sei und es dahingehend eine zu späte Reaktion hinsichtlich präventiver Maßnahmen gegeben habe.
Nadja Meisterhans forschte bereits zum Thema Menschenrechte und globale Gesundheitspolitik, als Ebola Thema war (2014-2016). Sie hat dabei kausale Zusammenhänge zwischen Kapitalismus beziehungsweise Neoliberalismus und dem Entstehen und Ausbreiten von Pandemien festgestellt. Diese Folgen betreffen nicht erst seit Corona auch die europäischen Demokratien.
Was hat die internationale Gemeinschaft versäumt zu tun, um genau das zu verhindern, nämlich das Etablieren von globalen Pandemien? Welche strukturellen Maßnahmen fehlen? Hat die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, versagt? Wo wird blockiert und wer vor allem? Warum ist das inzwischen globale Wirtschaftssystem Neoliberalismus nicht in der Lage multiple Krisen (Gesundheits-, Ernährung,- Migrations- und Umweltkrisen) im globalen Maßstab zu verhindern?
Der derzeitige Diskurs auch in der internationalen Gemeinschaft fokussiert sehr stark auf biomedizinischen und technischen Überlegungen: Impfstoffe, Medikamente usw., dabei werden aber auch hier die strukturellen Ursachen von Gesundheitskrisen bisher ausgeblendet:
Dazu gehören zum Beispiel defizitäre Gesundheitssysteme, aber auch Umweltprobleme, die wachsende Ungleichheit zwischen Arm und Reich.
Moderation: Sigrid Ecker
Zur Sendungsseite
Ähnliche Beiträge
- Das Öffentliche Leben und was es mit der Demokratie zu tun hat aus der Sendereihe „Frequently Asked Questions“ 19.06.2020 | Radio Helsinki
- ZERPUPPungEN 209 190520 aus der Sendereihe „ZERPUPPungEN.“ 19.06.2020 | Orange 94.0
- Kulturradio Steiermark – Juni 2020 aus der Sendereihe „Kulturradio – Die monatliche Sendung...“ 18.06.2020 | Radio Helsinki
- Talking Europe #6/2020 aus der Sendereihe „Talking Europe“ 16.06.2020 | FREIRAD
- hing’rotzt: nach dem Lockdown (Juni 2020) aus der Sendereihe „Hingrotzt – Sag, was Sache ist“ 15.06.2020 | Radiofabrik
- Radio Wissensteam – Sängerin Eloui zu Gast aus der Sendereihe „Radio Wissensteam“ 15.06.2020 | CR 94.4 – Campus & City Radio St. Pölten
- WUK Performing Arts goes virtuell aus der Sendereihe „WUK Radio“ 10.06.2020 | Orange 94.0
- „Auf der Suche nach dem eigenen Körper im Lockdown“ ein Gespräch... aus der Sendereihe „Frequently Asked Questions“ 10.06.2020 | Radio Helsinki
- Beitrag: Kulturrettung in Sicht? aus der Sendereihe „FROzine“ 09.06.2020 | Radio FRO 105,0
- For Those About To Rock Podcast | For Those About To TALK Nr. 12 – Veranstalter... aus der Sendereihe „For Those About To Rock“ 09.06.2020 | radio AGORA 105 I 5