‚armut ohne ende ?‘ p.II
Armuts- & Reichtums-Lagen, Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabe am sozialen Wohlstand sowie Legitimation des Reichtums
Nachfolgende Experten kommen zum Thema zu Wort:
Wilfried Altzinger, WU Wien
Margit Schratzenstaller-Altzinger, WIFO
Martin Schenk, Diakonie
Kontext:
Exemplarische Auszüge der Experteninterviews exzerpiert:
‚ Das was in diesem Bereich […] am Bekanntesten ist, ist die sogenannte Great Gastby curve, die versucht für unterschiedliche Länder, für ein und dasselbe Jahr, das war insbesondere Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre den Zusammenhang zwischen Ungleichheit und sozialer Mobilität darzustellen. Diese Studie hat gezeigt, dass es hier folgenden straken positiven Zusammenhang gibt. Je ungleicher die Einkommensverteilung in den einzelnen Ländern ist, umso geringer ist die soziale Mobilität, sprich umso stärker ist der Zusammenhang zwischen Einkommen der Eltern und Einkommen der Kinder. Und was bedeutet das letztendlich, je ungleicher, dass die Einkommensverteilung ist, umso stärker ist der Werdegang der Kinder abhängig vom Werdegang der Eltern.‘
‚Solange es eine Nicht-Besteuerung der Übertragung von Erbschaften gibt, wie es insbesondere in Österreich derzeit der Fall ist, wird selbstverständlich die Ungleichheit der Vermögensverteilung von Generation zu Generation fortgesetzt bzw. kumuliert. Weil natürlich die Frage, wie die Vermögensverteilung ist, auch ganz zentral ist für die weitere Entwicklung der Einkommensverteilung. Diejenigen Individuen, die viel Vermögen haben, können natürlich sehr viel einfacher höhere oder eben keine Einkommen erzielen, je nachdem wie diese Verteilung ist.‘ (obig Wilfried Altzinger)
‚Naja, sie leiden indirekt insofern als der Sparkurs natürlich auch Bereiche betrifft, die gerade für die unteren Einkommen sehr wichtig sind, Stichwort Bildung, Stichwort Schulsystem, auch ein bisschen Kinderbetreuung. Es gibt drei Anforderungen im Moment an die Budgetpolitik. Also zum Einem soll sie einen Sparkurs einhalten und soll eben auch von der EU mit vorgegebene Konsolidierungsziele einhalten.
Zum Zweiten wird gefordert, dass sie in Zukunftsbereiche investieren sollen, und die sind natürlich besonders wichtig gerade für die unteren Einkommen, weil die können sich keine private Schule als Ersatz leisten. Und wir wissen auch in Österreich, dass die Bildungsvererbung besonders ausgeprägt ist und die soziale Selektion im Bildungssystem sehr ausgeprägt ist. […] Und zum Dritten haben wir auch natürlich die Tatsache, dass die Abgabenquote in Österreich schon relativ hoch ist. Und auch hier gefordert wird, dass man entlasten soll. Also in diesen Eckpunkten bewegt man sich. Und das ist natürlich schwer zusammenzubringen. Das ist so das Spannungsfeld indem man sich in der Budgetpolitik in den letzten Jahren in Österreich bewegt.‘ (obig Margit Schratzenstaller)
‚Grundsätzlich ist es so, dass wenn du nur mehr ein paar Euro hast um das Notwendigste am Tag dir leisten zu können, dann wird natürlich das ganze Leben wie ein Tunnel, ein ganz ein enger Tunnel. Wo du halt im Wesentlichen nur mehr daran denkst, wie du über den Tag kommst. Was du dann nicht mehr hast, was du auch gern hättest und brauchst und was ja zu einem guten Leben dazugehört, dass du planst, dass du Entwürfe hast, hat überhaupt keinen Sinn, weil du ja damit beschäftigt bist immer die nächste Stunde und den nächsten Tag und die nächste Woche zu planen. Das ist glaube ich wichtig zu wissen, warum es einfach schwer fällt, wenn man in diesem Hamsterrad drinnen ist, dann auch noch groß teilzuhaben, sich groß politisch zu engagieren, oder für seine eigenen Rechte groß auf die Straße zu gehen. Das ist natürlich schwierig, wenn der eigene Tag einem Kessel gleicht.‘ (Martin Schenk)
Literaturverzeichnis:
‚Krisenursachen, Krisendynamiken, Maßnahmen‘ Wilfried Altzinger & Margit Schratzenstaller, 2010 siehe: http://www.politischebildung.com/pdfs/33_as.pdf (04.10.2014)
‚Polarisierungstendenzen in der Einkommensverteilung und deren politische Konsequenzen‘ Wilfried Altzinger, 2013: http://www.brigitte-godot.com/pdf/GoldReportSep2013.pdf (04.10.2014)
‚Die Wirtschaft braucht mehr Wirklichkeit!‘ aus Falter 23/2014, Wilfried Altzinger interviewt von @JosephGepp siehe: http://geppbloggt.com/tag/wilfried-altzinger/ (04.10.2014)
‚Die langfristige Entwicklung der Einkommenskonzentration in Österreich, 1957-2009’ W. Altzinger; C. Berka, S. Humer, M. Moser in Wirtschaft und Gesellschaft, 37. Jahrgang (2011), Heft 4: http://wug.akwien.at/WUG_Archiv/2011_37_4/2011_37_4_0513.pdf (25.10.2014)
‚Höhere „Reichensteuern“ Möglichkeiten und Grenzen (Editorial)‘ Stefan Bach, Margit Schratzenstaller, aus ECONSTOR Der Open-Access-Publikationsserver der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, 2013: https://www.econstor.eu/dspace/bitstream/10419/99735/1/vjh.82.1.5.pdf (25.10.2014)
‚Besteuerung höherer Einkommen und Vermögen: internationale Entwicklungstendenzen, Möglichkeiten und Grenzen` Margit Schratzenstaller, ECONSTOR, 2013: https://www.econstor.eu/dspace/bitstream/10419/99736/1/vjh.82.1.13.pdf (25.10.2014)
Martin Schenks Blog: http://eingschenkt.at/ (25.10.2014)
‚Handbuch Armut in Österreich‘ Nikolaus Dimmel, Martin Schenk & Christine Stelzer-Orthofer (HrsG.), Studienverlag, 2014
‚Wenn wir zu wenig haben‘ Martin Schenk, Die Presse Spectrum vom 21.02.214: http://diepresse.com/home/spectrum/literatur/1565929/Wenn-wir-zu-wenig-haben (25.10.2014)
‚Es reicht! Für alle! Wege aus der Armut‘ Martin Schenk, Michaela Moser, Deuticke Verlag 2010
‚WAS ALLEN GEHÖRT. Commons – Neue Perspektiven in der Armutsbekämpfung‘ Die Armutskonferenz (Hrg.), oegbverlag 2013 – Beitrag: ‚Du bist nicht allein. Commons aus der Sicht von Menschen mit Armutserfahrung‘ Verena Fabris, Martin Schenk
EU-SILC 2013, der STATISTIK AUSTRIA veröffentlicht am 22.10.2014: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/soziales/armut_und_soziale_eingliederung/index.html (24.10.2014)
‚Das Kapital im 21. Jahrhundert‘ Thomas Piketty, C.H.Beck Verlag 2014
Playlist:
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Skabrot, Tini Wini, RayCording & Die promovierten Praktikanten
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