Als der eiserne Vorhang fiel
“Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten”, sprach einst Walter Ulbricht. Kurz darauf mauerte und zäunte sich die DDR erst so richtig ein. Von 1961 bis 1989 erhob sich die Berliner Mauer als (fast) unüberwindbare Barriere zwischen Ost und West, dazu noch ein ebenso (fast) undurchdringlicher Zaun entlang der gesamten innerdeutschen Zonengrenze als Teil des eisernen Vorhangs zwischen kommunistischen und kapitalistischen Ländern. Am 9. November 1989 (also vor 30 Jahren) wurde die Berliner Mauer wieder geöffnet, und mit ihr “fiel“ nach und nach auch der restliche “eiserne Vorhang”. Aber auch vor diesem “Fall” versuchten Menschen aus verschiedenen Gründen, die Systemgrenze durchlässig zu machen. Und das waren in den meisten Fällen keine Berühmtheiten…
Zum 30. Jubiläum dieses Vorgangs überschlagen sich die Amtsmedien wieder mal mit Gedenksendungen, dass einem dabei schwindlig wird. Mich verdrießt aber bei dem ganzen Tohuwadoku, wie Jahr für Jahr die immergleichen Prominent*innen ihre längst bekannten Erinnerungen in alle verfügbaren Kameras sülzen, wohingegen die “einfachen Leute” dabei so gut wie nie vorkommen. Als ein braves freies Medium, in dem vorzugsweise auch jene zu Wort gelangen, “die in den sonstigen Medien unterrepräsentiert sind”, bringen wir diesmal eine der vielen “kleinen” Geschichten zu Gehör, aus denen die “große” Geschichte ja ursprünglich besteht, bevor sie von den “Siegern” für ihre Zwecke interpretiert werden kann. Und diese “erzählte Wirklichkeit”, umrahmt von künstlerischen Darstellungen ihrer Zeit, soll einen geistigen Freiraum bewirken, in dem sich vortrefflich vorstellen lässt, wie es auch noch ganz anders sein könnte. Beziehungsweise, was Grenzen bedeuten. So wollen wir auch auf die etwas andere Gedenkveranstaltung “mauern MAUERN” der SAG am 4. 11. im Salzburger Literaturhaus hinweisen, bei der Mauerfall sowie eiserner Vorhang der Befragung durch dichterische Phantasie unterzogen werden.
Eine große Inspiration war und ist uns der Song “Sommer 89” von Kettcar. Danke!
Zur Einstimmung gäbs hier noch zwei Zeitzeugenberichte: “Flucht in die Zukunft” aus der Perspektive burgenländischer Fluchthelfer- und Unterstützer*innen sowie “Tausend Augen auf dem Kassettenabspielgerät” aus Erinnerungen der Rockband Silly im Hinblick auf Songtexte und Zensur in der DDR.
Ähnliche Beiträge
- Ein schwuler Mann im Osten aus der Sendereihe „Radio Positiv“ 23.10.2015 | Orange 94.0
- „Die Russen kommen!“ [Zeitgeschichte im Radio] aus der Sendereihe „Zeitgeschichte im Radio“ 11.08.2015 | Radio Helsinki
- Angelika Reitzer und ihr Roman „Wir Erben“ aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 13.07.2015 | Radio Helsinki
- Wachstumsstadt Linz aus der Sendereihe „FROzine“ 13.07.2015 | Radio FRO 105,0
- Mauerkultur oder Kulturmauer? Kulturarbeit vor und nach der deutschen Wende aus der Sendereihe „Bewegungsmelder Kultur“ 10.06.2015 | Orange 94.0
- froheim: wie wars denn so in der ddr damals? aus der Sendereihe „Radio froheim“ 25.03.2015 | Radio FRO 105,0
- Graphic Novels (17) – Mawil (Kinderland) aus der Sendereihe „Graphic Novels“ 20.11.2014 | Radio Freequenns, das Freie Radio im Ennstal
- Mediengespräche – fjum aus der Sendereihe „FROzine“ 11.11.2014 | Radio FRO 105,0
- Die 68-iger in der DDR aus der Sendereihe „Open Space – im Freien Radio Freistadt“ 21.07.2014 | Freies Radio Freistadt
- Heimat ohne Hass aus der Sendereihe „FROzine“ 29.11.2013 | Radio FRO 105,0