„Alma Schindler-Mahler-Gropius-Werfel – Komponistin auf Zeit und Tagebuch-Schreiberin“
Alma ist unter vielen Namen bekannt und in verschiedensten Rollen. Die ‚Literarische Matinée‘ beschäftigt sich vor allem mit der Tagebuch-Schreiberin Alma. In den bewegten Jahren 1898-1902 schrieb sie an ihrem Tagebuch; und sie selbst bewegte ihre Zeitgenossen und ihren Freundeskreis, einen illustren Kreis aus Malern, Komponisten, Schriftstellern wie Gustav Klimt, Richard Strauss, Arthur Schnitlzer und natürlich Gustav Mahler. Allen begegnen wir in Almas Aufzeichnungen.
Die musikalische Begleitung übernimmt eine zeitgenössische Komponistin, Cathrin Pfeifer am Akkordeon.
Leider fehlt der erste Teil der Sendung, er ist in den Tiefen des Radio Archivs verschwunden – ich bringe Ihnen daher den verschwundenen Teil zum Nachlesen (mit Ausnahme zweier Zitate aus ihrem Tagebuch):
Alma Schindler – so ihr Mädchenname – war keine Schriftstellerin, aber sie hat Tagebuch geschrieben, mehrere Suiten von Tagebüchern, in der Zeit zwischen 1898 und 1902. Und im Jahr 1997 ist ein Buch daraus geworden, herausgegeben von Antony Beaumont und Susanne Rode-Breymann im S. Fischer Verlag. Und in diesen Suiten, da kommen sie natürlich alle vor, die Künstler jener Zeit:
Die Maler: Gustav Klimt, Koloman Moser, Carl Moll,
die Sängerinnen: Lilli Lehmann, Sophie Sedlmair,
die Schriftsteller: Hermann Bahr, Felix Salten, Arthur Schnitzler,
die Architekten: Otto Wagner, Josef Hoffmann, Josef Maria Olbrich
und, last not least, die Komponisten: Gustav Mahler. Alexander Zemlinsky, Richard Strauss.
Alma Schindler sah sich zu dieser Zeit selbst als Komponistin, sie komponierte Lieder und Gesänge, ein Klaviertrio allerdings, das sie schreiben wollte, schaffte sie nicht, ebensowenig wie einen mehrstimmigen Chor. Das war vor 1902. Denn 1902, als Gustav Mahler ihr Ehemann wurde, verbot er ihr, weiterhin zu komponieren, er wollte ‚ein Eheweib’, keinen ‚Collegen’. Es gibt allerdings auch eine andere Hypothese. Mahler habe dieses Verbot nicht aus Konkurrenzangst ausgesprochen, sondern vielmehr aus Furcht vor einer Blamage.
Doch lassen wir diesen Diskurs die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen führen und schauen wir in Almas Tagebuch:
Am 9.Februar 1998 – sie ist 19 Jahre alt – macht sie sich ernsthafte Sorgen:
‚Wenn ich doch nur irgendetwas wäre . . . Gib mir das Glück!’
Alma Schindler besucht in dieser Zeit gerne die Oper, direkt vor ihren niedergeschriebenen Zweifeln sah sie ‚Fidelio’, zwei Tage später ‚Siegfried’ und anschließend die ‚Norma’. Im Tagebuch kommentiert Alma die Leistungen der Sängerinnen und Sänger. So schreibt sie zu Wagners Oper ‚Siegfried’:
‚Wer kann sich in dieser Oper . . . so gut.’
Alma Schindler ist unterwegs zu Hausbällen und zu Essenseinladungen ihrer Mutter und ihres Stiefvaters, dem Maler Carl Moll. Auch Gustav Klimt ist dort zu Gast. Moll und Klimt sind beide Gründungsmitglieder der Wiener Secession.
Am 21. Februar 1998 schreibt Alma über Lilli Lehmann, Sopranistin am Hof-Operntheater in Wien:
‚Sie war die ausgelassenste von allen. Zwischen Fleisch und Mehlspeise räumte sie die Teller weg und, als Klimt sehr viel aß, sagte sie: Sie, Moll, frisst Ihr Präsident für die ganze Vereinigung?’
1. Musik: Beginn der Sendung!