A – Z: 99 Jazz vom Feinsten mit Trilok Gurtu

16.01.2011

Trilok Gurtu wurde vor 60 Jahren, nämlich 1951 in Bombay geboren. Er ist Perkussionist und Sänger, der vor allem als Vermittler zwischen indischen und westlichen Musik-Traditionen berühmt geworden ist. Während man ihn Mitte der 1980er-Jahre als zugehörig zur Welt des Jazz gesehen hat, gilt er seit Mitte der Neunziger als Vertreter der Weltmusik. Im neuen Jahrhundert sucht er mehr als zuvor die Zusammenarbeit mit Musikern aus seiner alten Heimat, bleibt dabei aber seiner Wahlheimat Hamburg treu.

Schon im Alter von zehn Jahren hatte er zusammen mit dem Bruder eine Perkussionsgruppe, und es gab Engagements für Konzerte an den Universitäten. Zu dieser Zeit hatte er neben dem Tabla-Spiel auch gelernt, mit Bongos und mit dem Schlagzeug umzugehen. Als er sechzehn Jahre alt war, also circa im Jahr 1967, nahm er Arbeiten in Kinos und in Hotels an. Die Arbeit in westlich ausgerichteten Hotels bot ihm mehr als zuvor die Möglichkeit, sich mit westlicher Musik vertraut zu machen. Wenn es um die Musiker geht, die ihn damals beeinflusst haben, dann nennt er vor allem John Coltrane, Jimi Hendrix, James Brown und The Supremes.

Im Jahr 1973, im Alter von 21 Jahren, verließ er Indien und reiste durch Europa, zuerst mit der Band Waterfront und später als Teil der Truppe von Rahul Dev Burman und Asha Bhosle. Er lebte für einige Zeit in Italien und kehrte dann nach Indien zurück. Über diese Zeit sagt er: „Ich verstand es, Stücke von Hendrix auf den Tablas zu spielen, aber keiner kümmerte sich darum.“

Als er wieder zurück in Bombay war, spielte er auf dem Jazz Yatra Festival zusammen mit Charlie Mariano. Mariano war der erste westliche Musiker, mit dem er zusammen auftreten konnte. Gurtu bewarb sich mit einer Empfehlung von Charlie Mariano in den Vereinigten Staaten beim Berklee College of Music, wurde aber abgelehnt. Als sich Jahre später die internationale Beachtung und viele Ehrenpreise eingestellt hatten, bekam er vom selben College die Ehrenmitgliedschaft angeboten, und da war es dann er, der ablehnte.

Im Jahr 1977 reiste er mit der indischen Pop-Sängerin Asha Bhosle nach New York. Anschließend ging er nach Deutschland und spielte mit der deutschen Rock-Band Embryo zusammen. In dieser Zeit kam er auch einmal beim Kirchdorfer Jazzclub vorbei. Das war mit der Gruppe Orexis. Da sich mit diesen Engagements nicht genug Geld verdienen ließ, ging er nach Schweden, um dort mit dem Jazz-Trompeter Don Cherry zusammenzuarbeiten.

Seit 1977 spielte er in der Family of Percussion des Schweizer Percussionisten Peter Giger. Über Don Cherry kam er in Verbindung mit Jazz-Musikern wie Archie Shepp, Jan Garbarek, Philip Catherine, Gil Evans, Airto Moreira und Paul Bley. Danach ging er zu Karl Berger nach Woodstock um Unterricht zu geben. Dort begegneten ihm die Jazz-Musiker Jack DeJohnette, Pat Metheny, Naná Vasconcelos, und Collin Walcott. In der Gruppe Oregon wurde er Nachfolger von Collin Walcott, nachdem dieser bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Von 1984 bis 1988 bereiste er zusammen mit Oregon die Welt

Mitte der 80er ist Gurtu eine feste Größe in der Musikwelt. Neben seinen Auftritten mit Jazz-Künstlern zieht es ihn immer wieder zur Zusammenarbeit mit Vertretern der klassischen Musik, etwa den klavierspielenden Lebèque-Schwestern oder dem Cello-Virtuosen Yo-Yo Ma.

Im Jahr 1988 wurde der Gitarrist John McLaughlin auf Gurtu aufmerksam, als dieser zusammen mit Charlie Mariano bei einem Festival in Deutschland auftrat. Er lud ihn ein, das McLaughlin-Trio musikalisch zu ergänzen. Für vier Jahre war er fester Bestandteil von McLaughlins Band, inbegriffen waren mehrere Welttourneen und Albumeinspielungen. Daneben gab es in dieser Zeit Zusammenarbeit mit Joe Zawinul, Gilberto Gil, Pharoah Sanders, Annie Lennox und Pat Metheny.

1988 trat er bei europäischen Festivals mit einer eigenen Band auf. Seine erste LP war Usfret. Die Musik von Usfret ist Session-Musik, bei der nur die Perkussion vorher festgelegt worden war. Beteiligt waren Don Cherry, Ralph Towner, L. Shankar, Jonas Hellborg und Gurtus Mutter. Das Album erwies sich als nicht erfolgreich. Die Kritik und auch die Fans vermochten seinen Visionen von Musik nicht zu folgen. Es folgte 1991 das mehr durchstrukturierte Album Living Magic, das Sie heute auf Radio B138 hören. Beteiligt waren Jan Garbarek als Saxophonist und Nana Vasconcelos als Perkussionist. Mit diesem Album geriet er noch mehr als zuvor in die Welt des Jazz hinein.

Seine Band von 1999 umfasste drei Inder und zwei Afrikaner. Mit dieser Gruppe nahm er das Album African Fantasy auf, die erste Veröffentlichung, mit der er sich deutlich der afrikanischen Musik zuwendete. Es gibt indischen Gesang zu hören, Sitar- und Sarangi-Klänge und eine große Anzahl an Percussion-Instrumenten aus aller Welt. Die Verkaufszahlen der African-Fantasy-CD übertrafen die von allen vorhergehenden Alben.Er versammelte für dieses Album einige der angesehensten afrikanischen Sänger unserer Zeit. Zu diesen gehören Salif Keita (Mali), Angélique Kidjo (Benin), Wasis Diop (Senegal), Jabu Khanyile (Südafrika) und Sabine Kabongo. Zahlreiche Stücke wurden in Indien aufgenommen. Dance with My Lover ist ein Stück, das im afrikanischen Jùjú-Stil komponiert ist; es wurde ausschließlich mit indischen Musikern aufgenommen.

Es gab Aufsehen erregende Musik-Ereignisse, an denen Gurtu beteiligt war. So musizierte er im Londoner Hyde Park zum 50. Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. sowie bei einem Konzert in Bombay zum 70. Jubiläum des BBC World Service mit Youssou N’Dour und Baaba Maal.

Das Stück das Sie als letztes hören,  war die Überleitung von der Sendung Nummer 99 auf die 100ste Sendung. Trilok Gurtu im Verein mit Joe Zawinul und Orient Express. Die allerletzte Sendung von A bis Z am Freitag, dem 4. März 2011 ist Joe Zawinul gewidmet.

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Thema:Live music Radiomacher_in:Robert Stöckler
Sprache: German
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