#9: Klimarat und Co – Wirkungen von Beteiligungsprozessen
mosaik·.·.klima – Folge 9: „Die Stimmen des Volkes wollen gehört werden“
Manche finden nur an einem Wochenende statt, andere gehen über mehrere Monate: Bürger*innenräte werden in den letzten Jahren beliebter als demokratisches Werkzeug. Die Schwarmintelligenz anzuzapfen hat viele Vorteile und den Stimmen der Bevölkerung Gehör zu schenken kommt in der Öffentlichkeit gut an. Das wissen Politiker*innen und daher wurde zu Beginn des Jahres der erste bundesweite Bürger*innenrat Österreichs ins Leben gerufen: Der Klimarat
Was müssen wir heute tun, um morgen in einer klimagesunden Zukunft zu leben?
100 zufällig ausgewählte Bürger:innen aus allen Regionen und Teilen der Gesellschaft setzten sich mit dieser Frage auseinander. Als eine Art „Mini-Österreich“ erarbeiteten sie Maßnahmen, um die Klimazukunft unseres Landes aktiv mitzugestalten. Ein wissenschaftlicher Beirat versorgte sie dafür mit Informationen und ein Organisations- und Moderationsteam begleitete sie während der Gruppenprozesse.
Doch welches Potenzial hat der Klimarat was die tatsächliche Umsetzung der Maßnahmenvorschläge betrifft? Werden die Stimmen des Volkes im Endeffekt von der Politik gehört? Und was tut sich im Umfeld der teilnehmenden Menschen?
mosaik·.·.klima hat den Klimarat besucht und Gespräche mit Laura Grossmann aus dem Organisationsteam und Moderator Rainer Krismer, sowie mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem Klimarat, geführt.
Doch auch abseits des Klimarats finden Bürger*innenbeteiligungsprozesse statt und zeigen, dass sie auch im kleineren Rahmen die politische Landschaft nachhaltig verändern können. Florian Sturm, seit ca 10 Jahren Prozessbegleiter und Moderator, hat zu einem Gespräch nach Vöcklabruck ins Offenes Kunst- und Kulturhaus (OKH) eingeladen und das Thema weiter vertieft.
Die Wirkung des Klimarats abseits der konkreten Klimaschutz-Empfehlungen an die Politk
Es bedeutet zunächst mal einen ziemlichen Aufwand eine Veranstaltung zu organisieren, bei der zufällig ausgeloste Bürgerinnen und Bürger zusammenkommen und miteinander an Lösungen arbeiten. Wenn diese Organisation jedoch gelingt und von Menschen begleitet und getragen wird, die den Teilnehmenden einen geschützten und wertschätzenden Raum geben, dann kann es passieren, dass Personen tatsächlich ihre eigene Blase verlassen, einander zuhören und aufeinander zugehen. Und zwar freiwillig. Denn wenn ich selbst gesehen werde mit meinen eigenen Anliegen und Meinungen, schenke ich auch gerne anderen meine Aufmerksamkeit.
„Wir alle sind allein dadurch Expertinnen und Experten weil wir leben.“ – Florian Sturm
Ein Bürgerrat ist alleine deshalb schon so wertvoll, da wir miteinander üben wie das funktioniert und diese Erlebnisse wiederum in den Alltag weitertragen. So schaffen wir es vielleicht nachhaltig und selbstbewusst aus unseren Komfortzonen und Info-Blasen herauszukommen.
Für das Gelingen eines solchen Prozesses gibt es zwar keine fix fertigen Erfolgsrezepte, jedoch aber eine breite Palette an Methoden, die sich bewährt haben, wie die Begriffe „Art of Hosting“ oder „Dynamic Facilitation“ zeigen. Und egal welche Lösungsvorschläge aus einem solchen Bürger*innenbeteiligungsprozess hervorgehen: Alleine schon die Form macht dieses demokratische Werkzeug so wertvoll.
Am Beispiel des Klimarats kann man sehen welche Früchte hier bereits geerntet werden können, bevor überhaupt der Empfehlungskatalog an die Bundesregierung übergeben wird:
Der Klimarat lenkt die Aufmerksamkeit auf die drängenden Fragen der Klimakrise und schafft es, dass Menschen, die dieses Thema lange ignoriert haben, endlich Hin- und nicht mehr Wegschauen – auch wenn das sehr weh tut. Menschen werden selbst zu Expert*innen in Sachen Klimaschutz, die gemeinsam über den Klimarat hinaus aktiv werden und kreative Lösungen erarbeiten. Generationen- und Meinungsgrenzen werden überwunden und neue Freundschaften entstehenden Der gemeinschaftliche Mut wächst und das Interesse an den Vorgängen des Klimarats schwappt auch auf die Umgebung der Teilnehmenden und auf die breitere Zivilgesellschaft über.
Gestaltung und Moderation:
Georg Steinfelder
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