Vorschau auf das 40. Internationale Jazzfestival Saalfelden
Meine sehr verehrten Damen und Herren…
leider müssen wir jetzt sperren, etc., etc. Das war die Schlusssignation des legendären „ Seniorenclub“, der von 1968 bis 2000 die Senioren Senioren sein ließ! Heute ist das anders: Damen bleiben 35 bis zum jüngsten Tag und 80- jährige Herren mit flockigem ( oder gar keinem )Haar schlurfen sockenlos mit frivolen Witzen auf den Lippen in Sneakers durch die Weltgeschichte. Nur Ihr gebeugter Gang und die Elefantenhaut im Gesicht lassen Ihr wahres Alter erahnen.
Soweit die Einleitung!
Das Jazzfestival Saalfelden wird 40 Saisonen alt. ( klingt doch deutlich freundlicher als Jahre J) Die Frischlinge von damals sehen, sofern sie männlich sind auch schon mit Vorfreude der nahenden Pensionierung ins sympathische Angesicht; die weiblichen Twens von damals haben die Plackerei für (meist) fremde Kasse vielleicht überhaupt schon hinter sich gebracht.
Zur besseren zeitlichen Einordnung der folgende Clip : https://www.youtube.com/watch?v=dJNAUHQ7vrI, der aber leider die beste Jazz-Signation von damals – den „Unsquared Dance“ von Dave Brubeck für das von Christa Stampfer und Walter Benn aus dem Off moderierte „Panoptikum“ vermissen lässt.
Und damals ging`s los in Saalfelden, erst auf der Ranch, dann im Ramseidener Zelt und seit 2006 im verhältnismäßig eher gesetteltem Congress Saalfelden. Und damit wären wir auch schon bei den Wundmalen und Achillesfersen der meisten (wirklich) Jazz spielenden Jazz-Festivals. (Was ja bekannter Weise eher die Ausnahme darstellt) Die seinerzeit diskursiven und progressiven (meist) Twens, die auch heute oft noch diskursiver und progressiver als ihre Nach-, Nach,-Nach, Nachfolger sind, blieben unter sich. So eine schräge Art von Elite. Dann, so gut zwanzig Jahre später begannen einige, ihre mittlerweile adoleszenten Sprößlinge mitzubringen. Das ging so zwei , drei Jahre jeweils gut, dann war’s das aber auch schon wieder in Sachen Familienausflug zum Jazzfestival. Also hat sich die Intendanz, sprich Mario Steidl samt Freunden schon seit einigen Jahren eine Verjüngung ohne grobe Kommerzialisierung auf die Fahnen geschrieben. Leicht gesagt, schwer getan, Aber die Zahlen dürften recht geben. Die vielen Gratiskonzerte-oft in chilligem Ambiente –ziehen neue junge Schichten an. Zwar noch nicht wirklich ins Kongresshaus, aber dafür in die vielen spannenden Outlets, die heuer um den Stadtgarten( mit u. A. prominentem DJ-LIneup) das alte leerstehende Gericht, etc. etc. erweitert wurden. Ob damit wirklich schon Weichen gestellt wurden, ist noch nicht zu sagen; die Richtung stimmt allerdings. Interessant über all die Jahre ist natürlich auch die räumliche Entwicklung von den äußeren Rändern der Stadt ins Zentrum. Immerhin wächst der Speckgürtel um die Städte im gleichen Maße, in dem die Innenstädte vergreisen. Außen wird akustische Belastung immer heftiger bekämpft, innen hat man sich damit vielerorts schon abgefunden hat. Wobei das Jazz-Publikum parallel zu dieser Entwicklung von sehr jungen, teilweise ein wenig freakigen und eher finanzschwächeren Menschen zu einer mehr und mehr zahlungskräftigen und begehrteren Kundschaft geworden ist. Wen wunderts? Sind es doch vielfach langjährige Stammgäste des Festivals aus einer Zeit in der der soziale Aufstieg bei zunehmenden Alter bis zur Pension noch Standard war. Nicht umsonst hat der Einstieg des Tourismusverbandes ins seinerzeit marode Festivals ein Ende der zwar ungewollten, aber deutlichen Abschottung der Veranstaltung und des Publikums mit sich gebracht. Ich denke, die Programmierung der multiplen Außenspielplätze des Festivals vom Stadtpark bis in die Almen und sogar Berge ( We hike Jazz ! (Toller Spruch)) wird den guten Mario Steidl zeitlich mehr beschäftigen als die qualitative Top-Line im Congress und im Nexus. So ist halt der Deal und er hat seine Berechtigung in der Umschichtung der Altersklassen. Dass das Ganze nicht in eines dieser komischen „Jazz“-Festivals gekippt ist, die landein, landaus diesen Namen verunglimpfen, ist wirklich bemerkenswert. Dafür, dass das so bleibt, steht die aktuelle Generation an künstlerisch Verantwortlichen, sprich Wolfgang Hartl und Mario Steidl, der allerdings mit zunehmendem Alter immer sorgfältiger frisiert ist. Das sollte aber kein grober Anlass zur Sorge sein, solange er noch turnbeschuht unterwegs ist J
Also gehen die Dinge Ihren Lauf und wir sehen zuversichtlich in die Zukunft des Jazzfestivals Sallfelden, solange alles besser bleibt, die Finanzierung steht, wer da auch immer politisch am Ruder sei und weder Publikum noch gute Musiker ausgehen. Ich für meinen Teil bin schon unglaublich gespannt auf das fünfzigste Festival in Saalfelden. Und so weiter und weiter und weiter.
Davor freue ich mich aber erst mal auf nächste Woche!
Übrigens: Es gibt anscheinend noch Restkarten !
Natürlich gilt es auch zu danken: Den Gründern Peter Tschulnigg und Stefan Hinterseer sowie Hannes Kirchmayr, Gerhard Eder, der aus dem edlem Kleingarten einen Riesen-Park gemacht hat, Christian Kresse, damals Chef des Tourismusverbandes Saalfelden, der in der Not den Park vorm Zusperren gerettet hat, sowie Michaela Mayr und Mario Steidl, die zu der Zeit künstlerisch übernahmen und bis ins Heute gesteuert haben. Und so weiter und so fort bis hin zum Verantwortlichen für das Campinggelände, drei Bürgermeister (alle sehr feine Kerle…)…….
Es war sehr schön und freut mich auch weiterhin!
Arnold Prenner
P.S.: Ach ja, am Donnerstag. 15. August um 20:06 eine einstündige Vorschau auf das, was da so nächste Wochen passieren kann und wird…. Glasperlenjazz auf Radio Agora 105I5 od. www.agora.at
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