4. april 2009: contact high – der neue film von michael glawogger & michael ostrowski
zu gast im studio: raimund wallisch
Zum Start des neuen Films „Contact High“ von Michael Glawogger und Michael Ostrowski, dem zweiten Film aus der Trilogie Sex (Nacktschnecken), Drugs (Contact High) und Rock’n’Roll (noch im Denken – Vielleicht mit Christian & Michael und der emotionalen Rock- und Showband? – wäre sicher spannend Anm. der Gestalterin), baten wir den Partner von Max Durst (Michael Ostrowski), Hans Wurst alias Raimund Wallisch zum Plausch über den Film und seine Arbeit ins Studio. Natürlich hat er auch fetzige Musik aus dem Film mitgebracht!
Hans Wurst und Max Durst basteln an ihrer Karriere als Buffetmagnaten, der Kleinkriminelle Schorsch will eigentlich nur Autorennen schauen, was Mao eigentlich könnte, müsste sie nicht auf die Tochter einer Freundin aufpassen, während Harry sich am liebsten mit seinen blonden Mechanikern vergnügen würde.
Aber Woytilas Tasche macht allen ein Strich durch die Rechnung.
Bald fliegen sie durch polnische Nächte, sehen Hunde, Schweine und Schwertfische und wundern sich, als sie einen Schaffner sagen hören:
„Nächste Haltestelle: Drogomysel!“
Synopsis
Es geht um eine Tasche.
Harry, ein deutscher Autohändler, Ganove und Freizeitphilosoph, soll für den geheimnisvollen Woytila eine Tasche aus Krakau holen, will sich dabei aber nicht selbst die Finger schmutzig machen, sondern schickt lieber seinen „besten Mann“ – Schorsch.
Schorsch macht normalerweise alles, was Harry will. Allerdings hat er einen Hang zum Irrationalen, zu schnellen Autos und im Moment keinen Führerschein. Mit sanftem finanziellen Nachdruck schafft er es, Mao den Job anzudrehen. Mao hat jedoch auch gerade andere Sorgen, da sie auf Sissy, die achtjährige Tochter einer Freundin aufpassen muss. Aber sie hat ja Max und Johann auf ihrer Lohnliste, die für sie – mehr schlecht als recht – die Imbissbude Wurst und Durst führen. Dabei versteigt Max sich gerne in originelle Marketingkonzepte, während an Johann tatsächlich ein Fleischermeister verloren gegangen ist. Letzteres trägt dazu bei, dass die beiden schließlich nach Polen aufbrechen.
Harry ahnt rasch, dass da etwas nicht stimmt, und findet Schorsch zu Hause vor, bei Bier, Joints und vor dem Fernseher. Entsetzt muss er feststellen, bei wem Woytilas Auftrag gelandet ist, und fährt mit Schorsch den beiden nach, um im Falle einer Panne selbst eingreifen zu können.
Max und Johann kommen fast ohne Umwege in Krakau an und in den Besitz der Tasche. Sie könnten ebenso schnell wieder nach Österreich zurückkehren, ziehen es aber vor, sich erst einmal einem schönen Abend in Krakau zu machen. Max nimmt Drogen, und Johann wird „contact high“. Sie stolpern mit der Tasche in der Hand von einem Rauschzustand in den nächsten und involvieren dabei in zunehmendem Maß ihre ganze Umgebung. Sie taumeln durch zu kleine Hotelzimmer, nehmen falsche Züge, verwechseln Taschen, verlieben sich auf das Melodramatischste, himmeln Fleischerinnen an und wissen bald gar nicht mehr, wo und wer sie sind.
Harry und Schorsch sind ihnen immer auf den Fersen, wären ihnen aber doch so gerne einen Schritt voraus. Als es ihnen einmal doch gelingt, die Tasche an sich zu nehmen, schlägt die Wirklichkeit auf ungewöhnliche Weise zurück und lässt sie, im Karma verwundet, aber einander nähergekommen, zurück.
Mao kämpft inzwischen mit Sissy, der das Leben im Allgemeinen wie im Besonderen zu langweilig ist. Bevor sich diese beiden jedoch aneinander gewöhnen können, werden sie in einen von Max ausgelösten Sog gespült, der sie zum Schlüssel in einer verkehrten Welt der Wahrnehmungen macht.
Ein schwebender Moment in dem alle Figuren miteinander Kontakt haben. Nur Johann behält einen klaren Kopf und rettet die Tasche. Was er da gerettet hat, macht alles bunter, wilder, romantischer, gefährlicher und verstörender. Aber hätte er es gerettet, wenn er gewusst hätte, worum es dabei geht?
Also wie gesagt, es geht um eine Tasche…
Sven Regener
Contact High, oder: Gesichtswurst schlagen im Dreivierteltakt
Hätte ich wenigstens ungarische, oder sagen wir: tschechische Vorfahren, wenn nicht gar roots, wäre mein Polnisch nur nicht so schlimm eingerostet, könnte ich immerhin die vier wesentlichen Mehlspeisen ohne Nachdenken auswendig hersagen, wäre mir einzig aber dann doch zumindest der Umrechnungskurs von Schilling zu Mark noch geläufig, hätte ich auch nur einmal im Leben St. Pölten, den alten Landeshauptstadtspaßvogel, von innen gesehen, benützte ich wenigstens ohne Zögern das E-Wort für des Deutschen Lieblingsspeise – ich täte mich leichter damit, mich für eine 1a-Einschleimungslobeshymne zugunsten von Contact High, dem größten (und polnischsten) österreichischen Drogenfilm seit “Schicksalsjahre einer Kaiserin” herzuschenken. So ist das natürlich heikel, als Deutscher ist man seit dem Anschlussverbot da vorsichtig geworden, gerade beim Lobhudeln, wie leicht tritt man dabei in irgendwelche psychoaktiven Pilze, und dann sind die kaputt, und der Apfelkren ist hin.
Aber sei’s drum, hier sei’s gewagt: Michael Ostrowski ist der Karlheinz Böhm unserer heutigen, schweren Zeit, er heilt die Wunden unserer Seelen durch bloßes schauspielerisches Handauflegen wie sein großes Vorbild die Leprakranken in Westafrika oder wo auch immer, übertroffen in der komödiantischen Schlagkraft nur noch fast, aber eben nur fast, durch Raimund Wallisch, der Titan im Wurstdreikampf (Burenwurst, Käsekrainer, Rohpolnische), der er von Haus aus nun einmal ist, seine Schauspielerkollegen so dermaßen zu Höchstleistungen anspornt, daww nur der sissibeschämende Liebreiz der Pia Hierzegger, das weizenblonde Ausnahmetalent des Georg Friedrich, die geheimnisvolle Verführungskraft der Hilde Dalik sowie die spirituelle Megapräsenz des österreichischen Schauspielerurgesteins Detlev Buck daneben eine Chance haben konnten, natürlich befeuert durch die ganz neue Maßstäbe in Menschenführung, Damaturgie und Touristik setzenden Regiehandlungen von Michael Glawogger, dem Fürst Metternich des modernen österreichischen Tonfilms.
Die Musik ist toll und psychedelisch. Oder umgekehrt. Gerade so wie der Film. Denn wie sagte Richard Pappik: „Hätte ich nicht gedacht, dass man so einen Film heute noch machen darf!“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Musik: | ostrowski & wallisch – das lied vom contact high | calexico – frontera | makossa & megablast – like a rocket | captian beefheart – further than we’ve come | sven regener – don’t bogart me | alle vom soundtrack „contact high“
Contact High – ein Film von Michael Glawogger & Michael Ostrowski
Sendung mit Michael Glawogger
Sendung über den Film Kotsch (Hauptrolle Michael Ostrowski)
Lotus Film
Beteiligte:
Christine Reiterer (Gestalter/in)
Franz-Martin Pollany (Produktionspersonal)
Georg Wagner (Produktionspersonal)
Raimund Wallisch (Interviewgast)
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