Europa von unten – Jänner 2005
1. Die Rolle der Bewegung PORA in den ukrainischen Präsidentschaftswahlen (14:37)
Die Bewegung PORA („Es ist Zeit“) entstand im Frühjahr 2004 als jugendliche Protestbewegung gegen die starren Machtverhältnisse, die einer demokratischen Entwicklung im Land entgegenstanden. Die anhaltenden Proteste gegen den massiven Wahlbetrug zugunsten des russlandfreundlichen Kandidaten Janukowitsch führten zur Wahlwiederholung am 26. 12. 2004 mit einem überwältigenden Sieg des Oppositionskandidaten Viktor Juschtschenko. Jürgen Kräftner vom Europäischen Bürgerforum in der Ukraine war während der Proteste in Kiew und sprach dort mit Irina einer Vertreterin von PORA über die Motivation der Bewegung, die mögliche Ost-West Spaltung des Landes, den Zusammenhalt zwischen jungen und älteren Generationen und über die Erwartungen die in den neuen Präsidenten gesetzt werden.
2. Ein Jahr Christoph Blocher in der Regierung (15:40)
Der SVP-Rechtsaußen Bundesrat Blocher ist verantwortlich für zahlreiche Verschärfungen im Fremden- und Ausländerrecht. Die Vorstellung, dass sich Blochers Einbindung in die Regierung mäßigend auf seine Positionen auswirken würde, hat sich nicht erfüllt. Verschärfend kommt hinzu, dass Blocher gleichzeitig das Polizei- und das Justizdepartement unter seiner Kontrolle hat. Die Verschärfungen führen aber auch dazu, dass der Widerstand wächst. Interview mit Claude Braun vom Europäischen Bürgerforum in der Schweiz.
3. Kaufhausbesetzung in Budapest (10:18)
Anfang November sorgte eine Hausbesetzung im Zentrum von Budapest für Aufregung, ein Selbstverwaltetes Wohn- und Kulturzentrum sollte entstehen. In Ungarn waren illegale politische Aneignungsaktionen dieser Art bisher fast nur vom Hörensagen bekannt. Inzwischen ist das Projekt wieder beendet, es sollte aber nur den Auftakt bilden für weitere geplante Besetzungen. Thomas Kupfer von Radio Corax in Halle sprach mit Maxi Gas einen Vertreter der für die Besetzung verantwortlichen Zentrum-Aktionsgruppe.
4. Buchvorstellung: Sprachen im Disput – Medien und Öffentlichkeiten in multilingualen Gesellschaften, von Brigitta Busch (5:56)
Die Bedeutung von Sprachenvielfalt als Ausdruck kulturellen Reichtums findet sich immer wieder im offiziellen Texten der EU und anderer europäischer und internationaler Institutionen. Zu alten Minderheitssprachen kommen neue MigrantInnensprachen dazu, die Höreindrücke in Europas Städten immer bunter machen. Selten aber spiegelt sich diese Vielsprachigkeit in den großen Medien wider. Die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten stehen dieser Entwicklung meist konzeptlos gegenüber. Sprachen im Disput ist ein Plädoyer für mehr Sprachenvielfalt in unseren Medien. Öffentlichkeit in unseren mehrsprachigen Gesellschaften kann aber nicht mehr „von oben“ konzipiert werden, Impulse von den Rändern oder „von unten“ gewinnen immer mehr an Bedeutung. Brigitta Busch verweist daher explizit auf die Rolle nichtkommerzieller Medien wie Freier Radios, wenn es um die Suche, die Erprobung und die Umsetzung von neuen Herangehensweisen bei mehrsprachiger Mediengestaltung geht.
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