Sendeverbot für Radio Tilos in Budapest
Rechtskatholische Kreise setzen Sendeverbot für Tilos Radio durch!
Anfang Dezember ging ein Thema durch alle ungarischen Medien: alljährlich stellt der Jüdischen Gemeinde anlässlich der Chanukka Feiern große Kerzen an verschiedenen zentralen Orten in Budapest auf. Im vergangenen Dezember wurde diese Tradition gestört. Vertreter der neu gegründeten nationalistischen Rechtspartei Jobbik Magyarorszag, was soviel heißt wie „der bessere Ungarische“ stellten an zahlreichen Orten im ganzen Land überdimensionale Holzkreuze auf. Gemeinden die das untersagten wurden von Jobbik Magyarorszag auf schwarzen Listen veröffentlicht. Diese Provokation wurde in den meisten ungarischen Medien diskutiert, bei Tilos Radio machten sich einige Moderatoren über die Kreuze immer wieder lustig.
Am 12. Dezember griff die Zeitung Magyar Nemzet das Thema auf und startete eine Hetzkampagne gegen Tilos Radio. Eigentümer dieser Zeitung ist die rechtsnationale Partei Fidesz, die bis zu den Parlamentswahlen letzten Jahres unter ihrem Vorsitzenden Viktor Orban eine Koalition mit den Rechtsextremen eingegangen waren. Am Weihnachtsabend gab dann ein betrunkener Moderator von Tilos von sich „er würde alle Christen ausrotten“. Trotz der sofortigen Distanzierung der Sendeverantwortlichen von diesen Aussagen und der folgenden Entlassung des Moderators sprach die nationalistische Presse nun vom Antichristlichen Dshihad. Aussagen wie: „nicht Antisemit sein ist heutzutage eine intellektuelle Herausforderung“ und ähnliches war zu lesen.
Am 11. Jänner veranstaltete die Fidesz eine Kundgebung vor dem Tilos Sendegebäude, bei der die sofortige Einstellung des Senders gefordert wurde. Die Polemik wurde weiter aufgeheizt. Am 22. Jänner wurde nun vom Medien-Kontrollkuratorium ORTT die Verhängung von 30 Tagen Sendeverbot ausgesprochen und Tilos Radio wurde untersagt während 6 Monaten an Ausschreibungen für Programmunterstützung teilzunehmen. Erstmals wurde ein ungarisches Radio von diesem Kontrollgremium so massiv verurteilt. Wir sprachen mit Eva Primusz aus dem Kuratorium von Tilos Radio und wollten von ihr wissen was dieses erstmalig so offensive Vorgehen der Medienbehörde und rechter Kreise gegen ein unabhängiges Medium in Ungarn bedeuten?
Hat sich die Medienbehörde dem Rechten Druck gebeugt?
Welche Rolle spielt die neue Tageszeitung Magyar Nemzet in der Kampagne gegen Tilos?
Wie reagiert Tilos Radio?
Was können wir aus dem Ausland für Tilos Radio tun?
Informationen gibt es in englischer Sprache unter www.tilos.hu oder auf der internetseite des ungarischen Communityradioverbandes http://www.szabadradio.hu/
Anfragen beim VFRÖ an helmut.peissl@civic-forum.org , +43 4238 8705
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