A – Z: 75 Jazz vom Feinsten mit Lionel Hampton
Über Lionel Hampton sagten die Amerikaner „ He can make a dead man swing“. Von seiner mitreißenden charismatischen Persönlichkeit wurden die Europäer verzaubert und ganz plötzlich hatte alle ein ganz besonderes Gefühl für Rhythmus bekommen.
„Lionel war ein Wahnsinniger“ sagte Paul Howard über ihn. „Er kannte nichts anderes als Musik und erübte buchstäblich Tag und Nacht. Er war ein großes Talent, aber er brauchte eine starke Hand — also nahm ich ihn unter meine Fittiche; es war, als ob er mein eigener Sohn gewesen wäre. Vom Vibraphon war damals noch keine Rede, in meiner Band war er Drummer, und zwar ein außerordentlich guter. Gelegentlich spielte er auf dem Klavier herum, mit zwei Fingern, so wie er es heute noch immer macht“
„Hamp“, wie er genannt wurde, blieb fünf Jahre bei Benny Goodman und wurde in dieser Zeit ungemein populär. Er spielte in den kleinen Gruppen Goodmans Vibraphon, und gelegentlich, wenn Gene Krupa keine Lust hatte, saß er in der Bigband am Schlagzeug.
Es wurde 1942, bis er eine eigene Band gründete, aber dann schlug die Hampton Band ein wie eine Bombe und wurde nicht zuletzt durch die im Zweiten Weltkrieg überall installierten Radiostationen der US Army auf der ganzen Welt ein Begriff.
Mitten in der großen Bigbandkrise der späten vierziger Jahre, als selbst Count Basie und Woody Herman vorübergehend ihre Orchester auflösen mussten, spielte die Lionel Hampton Band zu Phantasiegagen vor vollen, trampelnden und brüllenden Häusern.
Im Album das Sie heute hören dominiert der Musiker Hampton, den der Showman und Entertainer selbst in seinen wildesten Exzessen nie ganz unterdrücken konnte. Diese Aufnahmen entstanden während Lionels Engagement bei Benny Goodman. Er engagierte den damals kaum bekannten Pianisten Nat Cole, der seinen Ehrentitel „King“ gerade erst im Begriff war, sich zu erwerben, und der blutjunge Dizzy Gillespie spielte in HOT MALLETS eines seiner ersten wichtigen Soli.
Lionel Hampton selbst brillierte als Vibraphonist, Pianist, Drummer und Sänger. Diese Aufnahmen sind nicht nur hervorragende Dokumentationen des Swingstils — sie sind, im besten Sinne des Wortes, zeitlos. Und obwohl sie bis heute nur einem kleinen Kreis von Liebhabern bekannt sind, sehr im Gegensatz zu dem, was „Hamp“ später gemacht hat: für mich persönlich ist das der wirkliche Lionel Hampton — der, der ein wesentliches Blatt der Jazzgeschichte ge¬schrieben hat.
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