Afrika im Kremstal 16: Arbeitsplätze für AfrikanerInnen
Das Thema „Arbeitsplätze für AfrikanerInnen“ wird uns heute bis 22 Uhr beschäftigen. Herzlich willkommen bei einer weiteren Ausgabe von „Afrika im Kremstal“ – „Afrika bei uns“.
Waris Dirie hat ihre Forderungen für die Zukunft Afrikas aufgestellt und in ihrem Buch „Schwarze Frau – Weißes Land“ im Drömer Verlag veröffentlicht:
1. Frauenrechte stärken,
2. wirtschaftliche Entwicklung fördern,
3. Korruption bekämpfen und
4. Afrika muss aufhören, sich selbst zu zerstören.
Um die Frauenrechte zu stärken hat sie sich als UN-Botschafterin viele Jahre für die Vereinten Nationen eingesetzt und dabei erfahren, dass so große Organisationen nicht immer am effektivsten und effizientesten arbeiten, um ein Übel in der Welt auszuräumen. Deshalb hat sie im Jahre 2002 eine eigene Foundation gegründet. Mit dem Sitz in Wien. Im Millenniums-Tower.
Waris Dirie meint, dass den Frauen in ganz Afrika und überall sonst auf der Welt endlich die gesellschaftliche Rolle und den Respekt bekommen müssen, der ihnen zusteht. Sie hat sich entschlossen sich in Zukunft nicht mehr auf Aufklärungsarbeit und Informationsbeschaffung alleine zu beschränken, sondern sich auf die Verbesserung der Situation der Mädchen und Frauen in Afrika zu konzentrieren.
Wie Waris Dirie es anlegen will, dass Polygamie, Zwangsverheiratungen und Genitalverstümmelungen in Afrika verboten werden führt sie in ihrem Buch nicht aus, genauso wenig erklärt sie was sie tun will wenn sie fordert: „Afrika braucht sexuelle Aufklärung“.
Wenn man den Frauen Afrikas die Möglichkeit gibt finanziell unabhängig zu werden, können sie das Gleiche erreichen, wie die europäischen Frauen. Erst das eigene Einkommen hat die Frauen bei uns zu mehr Unabhängigkeit verholfen, nicht die gesetzliche Gleichstellung von Mann und Frau.
Waris Dirie möchte mit ihrer Foundation afrikanische Unternehmerinnen bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen unterstützen. Durch eigenes Einkommen der Frauen wird sich in Afrika nachhaltig was verändern. Das würde auch der grausamen Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung ein Ende setzen.
Genau so wenig wie Europa Europa ist, genau so wenig ist Afrika Afrika. Meine Erfahrungen in einem westafrikanischen Land, in Guinea haben mir folgendes gezeigt: eine afrikanische Unternehmerin, die bereits jetzt Unternehmerin ist, hat alle Möglichkeiten bereits genützt. Entweder sie hat Bildung genossen, hat einen reichen Mann geheiratet, konnte sich durch Korruption ihre Erfolge generieren oder hat sonst irgendwie Glück gehabt. Ich werde bei meiner Arbeit in Conakry ganz besonders darauf achten, dass sich solche (bereits jetzt erfolgreiche und damit reiche) Frauen nicht in mein Unterstützungssystem einschwindeln.
Waris Dirie möchte mit ihrer Foundation afrikanische Unternehmerinnen bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen unterstützen. Ich möchte afrikanische Frauen bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen unterstützen.
Waris Dirie möchte Studentinnen unterstützen, die sich bereits am Ende ihres Studiums befinden. Jene, die zu den hochqualifizierten Frauen mit viel Potenzial gehören. Jene, denen sie zutraut, gesellschaftlich was zu verändern. Ich habe begonnen jenen Frauen zu helfen, die gar kein oder ein sehr geringes Bildungsniveau haben. Jene, die es offensichtlich am schwierigsten haben. Jene, die ganz besonders eine fremde Begleitung notwendig haben. Beide Ansätze ergänzen sich ganz gut, finde ich.
Felix Ahler der Geschäftsführer eines deutschen Tiefkühlkost-Herstellers unterstützt in Afrika kleine und mittelgroße Unternehmen mit Startkapital und mit seinem Know-how. Mit diesem Mann hat sich Waris Dirie in München getroffen. Er erzählte ihr von einem Wettbewerb für Geschäftsideen, den er in Äthiopien ausgeschrieben hatte. Von den vierhundert Einsendungen wurden zwanzig Kandidaten ausgewählt, die an einem Business-Workshop teilnehmen durften. Die Auswahl erfolgte nach Kriterien wie Originalität, Durchführbarkeit und der Zahl der Arbeitsplätze, die durch die Firmengründung entstehen sollten. Im Workshop wurden gemeinsam mit den Bewerbern die einzelnen Ideen weiterentwickelt, um sie auf Marktreife zu überprüfen. Erst dann wurden zwei Ideen zur Realisierung ausgewählt.
Felix Ahler ist bei beiden neugegründeten Unternehmen als Minderheitsteilhaber beteiligt. Er nimmt fertige Produkte ab und treibt den Vertrieb in Deutschland voran.
Die Geschäftsideen gab es auch bisher schon, doch es fehlte immer am nötigen Startkapital. (Ich sage dazu, dass auch die professionelle Umsetzung ganz sicher auch gefehlt hat). Ja, diese neuen Unternehmen brauchten die Unterstützung durch Menschen mit Erfahrung und Fachwissen auf ihrem Gebiet.
Wissen ist neben Geld der entscheidende Faktor, wenn man in Menschen unterstützen will. Anstatt einfach nur Geld zu spenden, von dem keiner weiß wo und wie es tatsächlich verwendet wird, können wir mithelfen, Betriebe aufzubauen.
Was hat Waris Dirie aus dem Gespräch gelernt?
1. Die Bekämpfung von Armut in Afrika kann nicht darin bestehen, Spenden zu sammeln und Geld zu schicken. Nach mehr als fünf Jahrzehnten westlicher Entwicklungshilfe sind die meisten Afrikaner ärmer denn je.
2. Der Kampf gegen die Armut in Afrika muss an einer ganz anderen Stelle ansetzen, denn Entwicklungshilfe schafft keine Arbeitsplätze für Afrikaner, sondern nur für die Entwicklungshelfer. Das Geld muss dort investiert werden, wo wirklich was draus entstehen kann. Bei den Afrikanern selbst.
3. In Afrika müssen endlich auch andere Arbeitsplätze entstehen und europäische Märkte müssen für afrikanische Produkte geöffnet werden.
4. Es gibt trotz aller Probleme und der fehlgeschlagenen Ansätze in Afrika viele Dinge, die man tun kann und die wirklich einen Unterschied machen.
5. Man kann in einem derart armen Land mit relativ wenig Geld oft sehr viel bewegen. Herr Ahlers arbeitet mit einem um ein vielfaches kleineren Budget als die meisten Organisationen in Afrika.
Es scheint tatsächlich zu stimmen, was auch ich mir schon einige Zeit denke. Die meisten afrikanischen Regierungen sind nur damit beschäftigt, ihre eigene Macht und ihren eigenen Wohlstand zu sichern. Riesige Bürokratien entstehen. Das Leben wird lahm gelegt.
Waris Dirie ist sich sicher, dass die Frauen dazu bewegt werden müssen, selbst unternehmerisch tätig zu werden. Sie müssen allerlei Wichtiges über Frauenrechte, Korruptionsbekämpfung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz lernen. Sie sagt: Jeder, der sich näher mit Afrika beschäftigt, weiß genau, dass die Frauen das Rückgrast Afrikas sind. Sie ziehen die Kinder groß, erhalten die Familien und erledigen einen Großteil der Arbeit. Ohne sie würde der Kontinent wirtschaftlich komplett zusammenbrechen.
Ich kenne einige Familien in Conakry, der Hauptstadt von Guinea in Westafrika. Der Vater, meist hat er zwei oder drei Frauen und etwa zehn Kinder. Der Vater verlässt in der Früh das Haus, um die Moschee zu besuchen und sich dann irgendwo zu einem Platz zu begeben wo Kaffee-Trinken und Palavern am angenehmsten möglich ist. Während die Frauen die Kinder und das Haus versorgen müssen sie auch auf irgendeine Weise zu Geld kommen. Sie und die größeren Mädchen handeln mit etwas oder sie schneidern oder sie kochen für andere usw. Am Abend kommt der Mann nach Hause, kriegt was zu Essen, ist Autoritätsperson und empfängt in seinem Bett dann jene Frau, die heute dran ist. Ich bin sicher, dass er am nächsten Morgen Geld bekommt, damit er den ganzen Tag nicht ohne da steht.
Also ehrlich gesagt, ich frage mich schon, wem wir helfen, wenn wir den Frauen zu mehr Einkommen verhelfen. Werden die Frauen dadurch tatsächlich unabhängiger?
Das erste Fischerboot:
Eine Projektmitarbeiterin in Conakry kam mit dem Wunsch zu mir, ich möge ihr doch bei der Finanzierung eines Fischerbootes helfen. Lange Zeit habe ich mich bedeckt gehalten, weil sie mir nicht einmal ein richtiges Konzept vorlegen konnte. Ihr Bildungsniveau ist nicht sehr hoch. Sie kann lesen und schreiben, doch das Wort „Konzept“ hat sie nicht gekannt oder verstanden. Dann habe ich begonnen ihr bei der Konzipierung behilflich zu sein. Sie hat sich alles ganz einfach vorgestellt. Immer wieder hat sich herausgestellt, dass etwas nicht berücksichtigt war.
Die Ideenbringerin war damit einverstanden, dass sie „nur“ ein Viertel der Erlöse für sich behalten kann. Damit wird sie sich gut ernähren können und im Laufe des ersten Jahres ein Viertel der Anschaffungskosten einzahlen können. Das Boot wird aus dem Projekt „SPENDEN macht SCHULE“ finanziert.
Ein Bootsbauer und ein Kundiger zum Netze herstellen wurden gefunden. Ein Motor wurde gekauft. Fischer wurden engagiert. Ein Kapitän und fünf Gehilfen. Das Boot ist fertig und wartet darauf, dass die Regenzeit zu Ende geht, damit es aufs Meer hinaus kann.
Das Boot wird jeden Tag (außer Sonntag) aufs Meer fahren und am Abend zurückkommen. Im Hafen warten meist über Hundert Frauen auf die Ladung. Wir würden diese Frauen als Großhändlerinnen bezeichnen. Sie kaufen Kistenweise die Fische, fahren damit in Ihren Bezirk, wo es Abnehmerinnen (also Einzelhändlerinnen) gibt, die mit einem Lavoir auf dem Kopf die wenigen Fische feilbieten, die sie mit ihrem Geld erstehen konnten.
Wie viele Familien profitieren nachhaltig von diesem Projekt?
Die Ideenbringerin, der Fisch- und Netzproduzent samt seinen Gehilfen, die sechs Fischer, der Treibstoffhändler, etwa vierzig „Großhändlerinnen“ mit jeweils mindestens zehn „Einzelhändlerinnen“. Außerdem die Taxifahrer und deren Chefs.
Insgesamt werden also mindestens 450 Familien aus diesem Projekt teilweise oder ganz ihren Lebensunterhalt verdienen.
Weiters kann damit die Miete für unsere Projektzentrale bezahlt und das Schulgeld für über 100 Mädchen übernommen werden.
Wollen Sie die Investition für ein zweites Boot unterstützen? Haben Sie Ideen für das Projekt? Wollen Sie mitarbeiten? Informationen finden Sie unter www.spendenmachtschule.at oder www.radio-b138.at/afrika-im-kremstal.
Das war ´s für heute. Nachhören können Sie die Sendung genau heute in zwei Wochen von 20 bis 22 Uhr oder unter www.fro.cba.at.
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