Sprachsalz 2009 – Sprachsalzclub I: Franz Dodel, Felicitas Hoppe, José F.A. Oliver (Moderation Urs Heinz Aerni)

12.10.2009

Franz Dodel lebt in Bern

An einem Samstagvormittag traf ich Christoph Simon im „Literaturbahnhof“ in Feldkirch. Wir saßen in der „Reste“, wo der Zigarettenrauch wie eine Nebelwand stand und an fast jedem Tisch ein Rotgesicht mit einem großen Bier und einem Stängel zwischen den Fingern saß. Hier soll ja auch einmal James Joyce durchgekommen sein, was diesen Bahnhof zum „Literaturbahnhof“ macht. An diesem Vormittag machte mich Christoph ganz neugierig auf Franz Dodel, den westlichen Haiku-Dichter schlechthin. Ich hatte von diesem Autor bisher weder gelesen noch gehört. Zurück in Innsbruck machte ich mich sofort auf, Publikationen dieses Autors aufzutreiben. Das publizierte Werk von Franz Dodel „beschränkt“ sich auf mehr als zehntausend Haikus. Sein Buch bei der verdienstvollen Edition Korres­pondenzen nennt er Nicht bei Trost – Haiku endlos. Die japanische Haiku-Gedichtform ist formal streng gebaut, 5-7-5 Silben, ein Korsett, in dem der Autor mit Zitaten, Anspielungen, Hinweisen spielt. Trotz der reduzierten Form steckt in seinen Haikus eine riesige Bibliothek, auf die sich der Autor bezieht. Ein Kosmos von unglaublicher Weite, meditativer Stille, Nachdenklichkeit, Weisheit, ein Pandämonium der besonderen Art. Unglaublich. (elias schneitter)

Felicitas Hoppe lebt in Berlin

Sie wuchs in Hameln auf. Nach dem Abitur studierte sie Literatur, Rhetorik und Religionswissenschaft in Deutschland, Italien und den USA. In ihren Büchern verknüpft sie Geschichte und Gegenwart zu völlig neuen Erzählungen. Erlebtes & Erlesenes trifft auf die schier überbordende Phantasie dieser wunderbaren Autorin, die wohl nur gebändigt werden kann, wenn man eine Sprache dafür findet. „Eine Sprache von hoher Schönheit“, wie die FAZ richtig schreibt. Das allein ist für mich schon aufregender als vieles, was ich je gelesen habe. Felicitas Hoppe erfindet jeweils ihr Reich mit ganz eigenen Gesetzen zwischen Sprache & Phantasie, zwischen Realität & eigenem Blick, in dem „nichts erlogen, sondern alles ehrlich erfunden“ ist. Ob es eine Schiffsreise ist, die die Autorin selbst gemacht hat, ob es die Biographien von Verbrechern und Versagern, von Johanna von Orleans oder Iwein, dem Ritter von Arthus‘ Tafelrunde sind, immer wird etwas Eigenes daraus, wenn Hoppe anfängt, mit uns als Leser in diesen Biographien zu versinken. Charakterzeichnungen so „genau wie unberechenbar, so klug und zugleich versponnen“, wie Nico Bleutge einmal schreibt, „dass er Felicitas Hoppe überall hin folgen würde“ – vielleicht kommt Bleutge also auch nach Hall. (robert renk)

José F.A. Oliver lebt in Hausach (D)

José F. A. Oliver ist zusammen mit Gisela Scherer, Organisator des „Hausacher LeseLenz“, ein charmantes und hochkarätiges Festival im Schwarzwald im Juni (www.leselenz.de).
Der Lyriker José F. A. Oliver, hat soeben für seinen wunderschönen Essayband Mein andalusisches Schwarzwalddorf (2007 Suhrkamp Verlag) den Thaddäus-Troll-Preis erhalten.

Urs Heinz Aerni, lebt in Zürich

Urs Heinz Aerni ist Journalist, Kulturagent und Veranstalter. Er präsidiert die Leseförderung „4xL“ in Bern und den Literarischen Club Zürich. Aerni kuratiert„Züri Littéraire“ im Kaufleuten Zürich und das „Dîners Littéraires“ im Baseltor Solothurn. Gemeinsam mit Vera Kaiser gestaltet er „Literatur in den Bergen“ im Hotel Laudinella in St. Moritz. Von Aerni und Filmemacher Rolf Lyssy ist das Buch „Wunschkolumnen … oder hast Du´s Dir anders vorgestellt?“ erschienen. (2007 Verlag Einfach Lesen, Bern)

Lesung im Rahmen von Sprachsalz 2009

Sendereihe

Sprachsalz

Zur Sendereihe Station

FREIRAD

Zur Station
Thema:Literature Radiomacher_in:FREIRAD 105.9 und das Team vom Sprachsalz
Sprache: German
Teilen: