Kulturpolitik ist kein Thema!
Kulturpolitik ist kein Thema!
… so scheint es jedenfalls, wenn man den Wahlkampf beobachtet. Es zeichnet sich deutlich ab, dass sich die Wahlkampfthemen im Kontext „Kulturpolitik“ auf die Bereiche Familie, Sicherheit und Sicherung der Arbeitsplätze reduzieren. Man muss schon sehr genau suchen, um auch nur die Worte Kultur und Kulturpolitik in den Parteiprogrammen zu finden.
Eine FROzine aus der Sendereihe „If voting changed anything…“
Die Begriffe Kulturpoltik und Kulturinstrustrie sind jedoch auch sehr komplex. In Adornos Buch, das er gemeinsam mit Max Horkheimer verfasste, es ist „Dialektik der Aufklärung“ gibt es ein Kapitel mit entsprechendem Titel: „Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug“. Mit dem Begriff Kulturindustrie ist meist die Kernthese gemeint: Alle Kultur wird zur Ware. So wird das Ästhetische selbst zu Funktion der Ware, indem es die Bilder der Reklame vorbestimmt.
Mit dem Begriff „Kulturindustrie“ meint Adorno die gesellschaftliche Implikation von kulturellen Ereignissen und Erzeugnissen. Adorno beschreibt in ihr die Warenform und die Ideologie derselben als die beiden zentralen Momente kapitalistischer Vergesellschaftung. Kulturindustrie erscheint dann als Verblendungszusammenhang, der die gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse naturalisiert. Dieser „soziale Kitt“, wie Erich Fromm die Ideologie der Kulturindustrie nannte, agiert als Mittel von Herrschaft und Integration. Diese Integration durch die Kulturindustrie beruht jedoch auch auf der Feststellung, dass die Produktion immer auch den Konsum reguliert.
Die Verwaltungsform von Kultur, die gerade auch den Intellektuellen nötigt, Wissen zu produzieren, das einer Nutzen-Relation unterworfen ist, zeichnet die Kulturindustrie als Herrschaft von oben aus.
Wie ist es nun um den Warencharakter von Kulturprodukten bestellt? Müssen sich Kulturaktivisten und Aktivistinnen darum bemühen, der Politik und letztlich der Gesellschaft, ihre Werke zu verkaufen? Und warum werden Ansätze, wie sie der Soziologe Ulrich Beck mit dem Begriff der „Bezahlten Bürgerarbeit“ formuliert, von Seiten der Kulturpolitik weder angedacht, noch im entferntesten realisiert?
Die FROzine stellt in der heutigen Sendung einigen Kennern und Aktivisten der Freien Szene Fragen zum Thema: „Kulturpolitik kein Thema?“ Zu Gast sind Otto Tremezberger, ehemaliger Geschäftsführer bei Radio FRO und nunmehriger Leiter des Freien Radio Freistadt. Ebenfalls live im Studio ist Stefan Haslinger von der Kulturplattform OÖ, kurz KUPF. Olivia Schütz, die Geschäftsführerin der Stadtwerkstatt, hat uns eine Wortspende zur Auseinandersetzung im kulturpolitischen Feld in Linz zu kommen lassen. Und auch Martin Böhm, Soziologe und Kulturaktivist, nimmt Stellung zu den ökonomischen Aspekten in der Kulturarbeit.
Doch wir spielen heute auch einige zukünftige Szenarien durch und Studiogast trifft auf kulturpolitisch aktive Fee und so … mal sehen was sich die Studiogäste wünschen würden!
Durch die heutige Sendung begleitet euch Pamela Neuwirth.
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