13/03/2011 – Sinn und Unsinn: Spaß- und Antiparteien
Den zweiten Teil zum Thema Spaßparteien könnt ihr hier nachhören.
100 Jahre Frauen*kampftag und keine extra Sendung vom A-Radio? Peinlich ist das allemal, es gibt abseits der alltäglichen Verhältnisse genug, was zu dem Anlass 1, 2, viele Sendungen füllen kann, und immer wieder tut es das auch. Das Einzige, womit wir diesmal aufwarten können, sind Beteuerungen, dass wir uns – nonanet – nicht vom Feminismus verabschiedet haben.
Ganz kurz nur gibt’s einen (lückenhaften) Demobericht von der autonomen FrauenLesbenMädchen-Demo, die am 8. März 2011 lautstark durch die Straßen des Wiener 6. und 7. Bezirks gezogen ist. Außerdem wird die “gemischte” “Großdemo” für den 19. März 2011 angekündigt, die um 14 Uhr (Achtung – zu Beginn der Sendung wird eine falsche Uhrzeit durchgesagt) am Schwarzenbergplatz beginnt, und um 16 Uhr beim Parlament endet.
Empfehlenswert ist zu den Überlegungen, außer der “gemischten großen” eine “autonome” Demo zu machen, die Sendung “Kampf für Frauenrechte! Solidarisch oder emanzipatorisch?” von Radio Stimme am 15.3.2011. Aus unserem Archiv sei aus dem Jahr 2008 die Sendung “Die Befreiung der Frau kann nur das Werk der Frau sein” empfohlen.
Zum Thema der Sendung – Vorgeschichte und Inhalt:
Der Aktionsradius Wien hat für den März 2011 den Bürgermeister von Reykjavik, Gnarr, geladen. Möglicherweise hätte uns das noch nicht mal interessiert. Interessant war allerdings, dass Gnarr mit einer “Spaßpartei” zur Wahl angetreten war, und auf der politischen Ebene “die Krise” – die Finanzkrise 2008/2009 – bearbeitet hat. Einerseits hat er sich dabei innerhalb des Systems positioniert (nämlich als tatsächlicher Bürgermeister_innenkandidat), andererseits wurde ihm offenbar die Rolle des Rebellen (gegen “das Schlechte im System” – kein O-Ton) abgenommen. Und Reykjavik – da war doch noch was! Was heißt das für die “Reykjavik 9”? Waren die nicht auch indirekt “Produkt der Krise”? Und in den wenigen vorhandenen deutsch- und englischsprachigen Berichten wurde “Ex-Punk” Gnarr immer wieder mit dem Schlagwort “Neoanarchismus” (sic!) in Verbindung gebracht.
So haben wir uns im Vorfeld gefragt, was wir davon halten wollen. Gründe gegen einen “Marsch durch die Institutionen” hat die Geschichte schon zur Genüge geliefert – und warum sollte es einer “Spaßpartei” da anders ergehen?
Ein nach Lust und Laune haben wir einen Streifzug durch die jüngere Geschichte jener “Spaß-” und “Antiparteien” vorbereitet, die – bis auf eine Ausnahme – mit Anarchismus oft assoziiert werden: Die APPD bzw. APPÖ, die Wiener “Keine Partei” kommt kurz vor, die Provos, die Reykjaviker “Beste Partei” … und die österreichischen Monarchisten.
In einer späteren Sendung – Termin ist noch nicht bekannt – wird’s nochmal aus kritischer Perspektiver um Gnarr gehen und um seine Rezeption in Wien, nämlich mit kommentierten Veranstaltungsmitschnitten und Interview.
Was alles nicht Teil der Sendung war, weil die Zeit viel zu knapp war und wir gleich noch eine weitere Stunde dranhängen hätten müssen: Skurrilitäten und Facts, nämlich, dass es eine Menge (deklarierte) “Spaßparteien” gab und gibt, und zwar ca. schon so lange, wie es Parteien gibt. Dass diese Parteien und Fraktionen aus allen politischen Lagern kommen, und oft reaktionär sind – mal abgesehen vom oft naiven bzw. dreisten Einsatz von “politisch unkorrekter Provokation” (Stichwort Sexismus, Homophobie usw.). Die Frage, warum sich ein anarchistisches Radio mit Spaßparteien beschäftigt. Oder: Wozu Politik retten?
Schade.
Links:
“Art goes Government – Rettet Kunst Politik?”
Aktionsradius Augarten
Dokumentation und Termine zum §278-Prozess
antirep2008.tk
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